Teilnehmerin Sandra über ein Finca-Wochenende auf Mallorca, zu dem sich mehrere Paare und Singles – lauter ehemalige Teilnehmer unserer Workshops und Coachings – eingefunden hatten.
Als die Tür sich öffnet, fühle ich den frischen Wind zwischen meinen Beinen. „Ich möchte mich deiner nicht schämen müssen“, sagte mein Herr zu mir, als er mich zuvor unbekleidet neben ihm Platz nehmen liess. Angst und Scham erfüllen mich, wird der feuchte Fleck doch dort sichtbar werden. Aber die Fahrt (wohin führt sie eigentlich?) und die Ungewissheit der noch kommenden Stunden lassen meinen Körper die Kontrolle verlieren…
Fast sanft umschliesst er meine Hand, um mich aus dem Auto zu geleiten. Freudig erregt, möchten meine Finger seinen Arm streicheln, doch seine kühl-eiserne Stimme zerschneidet umgehend jedes Band der Zärtlichkeit: “Beherrsch dich”, schiesst es aus seinem Mund, während er fest in meine Haare greift, um mich einer Marionette gleich über den Steinweg zu dirigieren. Fuss vor Fuss folge ich an seiner Seite. Ohne Angst, ohne Unsicherheit, trotz absoluter Dunkelheit. Denn ich weiss: Mein Herr geleitet mich auf allen Wegen nur zu meinem Besten.
Selbst oder insbesondere mit verbundenen Augen spürt man die Anwesenheit fremder Menschen. Ich zähle drei, vielleicht vier andere Personen in diesem Raum. Sie alle sehen meine Nacktheit, meine Blösse, meine Unvollkommenheit. Doch bevor meine Gedanken in Scham versinken können, holt mich mein Herr zu sich, in diese Welt zurück.
“Präsentier dich”, vernehme ich seine Stimme. Mein Körper reagiert, und scheinbar automatisch nehmen Arme, Beine und Körper ihre Position ein. Wie stolz war ich damals, als in dem BDSM-Workshop für Anfänger die verschiedenen Befehle demonstriert wurden. Mein Herr hatte ihn gebucht. “Du wirst noch manches lernen müssen. Sieh diesen Kurs als ein Tor zu der Welt, in die wir uns nun immer weiter begeben werden.”
Macht und Dominanz, das lustvoll/schmerzhafte Entdecken von Grenzen – Ansätze dessen waren zuvor bereits Bestandteile unseres Zusammenseins. So konnte ich während des Workshops vor wenigen Monaten auch bereits mein Wissen präsentieren, meinen Herrn stolz sein lassen. Denn die verschiedenen Körperstellungen kannte ich bereits aus den Übungen mit Ihm. Allerdings ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welche anderen Facetten des Spiels ich noch in der Theorie kennenlernen würde – und welchen neuen Herausforderungen ich mich dabei heute während dieser Party sollte stellen müssen…
Unermüdlich bahnen sich meine Tränen ihren Weg. Mit Eisenklammern sind die Brustwarzen fixiert und werden zusammengepresst. Dabei tanzt die Peitsche unerbittlich über meine Brüste. Doch anstatt aufzuschreien, durchströmt mich bei jedem Schlag das Gefühl der Erregung. Die salzigen Tropfen zeigen meinem Herrn meine tiefe Verbundenheit, mein Gebundensein. Lustschmerz benannten sie es in dem BDSM-Kurs – als Beweis absoluter Hingabe würde ich es bezeichnen.
“Gefällt es dir?” Verwirrt zieht es mich für einen Moment hinaus aus meiner inneren Fixierung. Es ist, es kann nicht mein Herr sein, der Schlag für Schlag gezielt führt. Er steht hinter mir, streichelt sanft meine Wange, währenddessen jemand (wer?!?) sein Werk Strieme um Strieme fortsetzt. Mein Mund öffnet sich zum Protest, doch schon vor der ersten Silbe wird mein Kopf hart zurückgezogen. “Du gehörst jetzt, in diesem Moment, nur mir! Und ich bestimme, wem ich dich zur Verfügung stelle!”.
Als der Griff sich löst, senkt sich mein Haupt schämend Richtung Boden. Wie habe ich das vergessen, an meinem Herrn zweifeln können? “Wenigstens erkennst du deine Fehler”, erklingt es spöttisch an meinem Ohr. “Du wirst die gerechte Strafe in Dankbarkeit annehmen. Mal schauen ob dir gefällt, was dir damals demonstriert wurde…”. Unwissenheit über das nun folgende steigert meine Erregung, gepaart mit (oder bedingt durch?) dem Bewusstsein der vollkommenen Unterwerfung.
“Werden die Kollegen morgen die roten Spuren sehen?”, schiesst es kurz durch meinen Kopf, während sich die Seile medusagleich um meinen Körper winden und mich immer mehr zu einem hilflosen Objekt werden lassen. Erbarmungslos werden meine Beine gespreizt, mein Heiligstes wird den Anwesenden präsentiert. Bondage – die Kunst des Fesselns. Nur wenige Monate ist es her, seit ich in dem BDSM-Kurs in der Theorie in dieses Thema eingeführt wurde. Doch erst in der Praxis dann zeigt sich die wahre Situation der absoluten Fremdbestimmung.
Fest schneiden sich die Seile in meinen Körper, schnüren ab, legen offen. Wieder spüre ich seinen Atem an meinem Gesicht: “Ich, und nur ich bestimme über dich! Vergiss das nie!” vernehme ich seine Stimme über die Ohren oder dringen seine Worte direkt tief in mein Gehirn ein? Absolut geprägt auf meinen Herrn, verschwimmen Zeit und Ort, Geschehen und Menschen… Und ich darf mich in dieser, in meiner Welt einfach nur fallen lassen.
Eiskalt benetzt das Wasser meine Lippen. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange ist es her, dass wir dieses Haus betreten haben?
“Setz dich”, vernehme ich sanft seine Stimme, während er mich in einer Decke umhüllt zu einem Stuhl führt. “Wieder ein Rosenthron?”, schiesst es durch meinen Kopf…
“Deine Ausbildung ist noch lange nicht zu Ende!”.
In Führungsposition in einer von Männer dominierten Berufswelt muss ich mich jeden Tag behaupten. Emotionen werden hier schnell als Schwäche ausgelegt. Tagsüber stark, darf ich mich im Spiel hingeben. Das bedeutet für mich nicht, dass ich schwach bin oder werde. Sondern dass ich für diese Momente die Kontrolle abgeben darf – über mich, meinen Körper, meinen Geist, mein Handeln.
Mein Herr trägt dabei ein Höchstmaß an Verantwortung; ist er es doch, dem ich in dieser Welt mein höchstes Gut anbiete – mich. Er schenkt mir nichts weniger als die absolute Loslösung von herrschenden Regeln. Ihm zu dienen, seinen Befehlen zu gehorchen und zu Diensten zu stehen, dabei auch Strafen anzunehmen – dies gebe ich ihm in absoluter Dankbarkeit zurück.
Und in eben solcher Dankbarkeit nehme ich jeden Schlag, jeden Schmerz entgegen. Dass ein solcher Lust bewirken kann, ist nicht für jeden direkt nachvollziehbar. Fremden dieser Welt versuche ich es mit einem Vergleich zu erklären: Eine medizinische, dabei harte Rückenmassage trifft unsere Schmerzpunkte. Aber dennoch löst sie in uns Glücksgefühle aus…
Seine eigenen Grenzen zu erkennen, diese zu überschreiten und dabei Stück für Stück an neuen Situationen zu wachsen – dies gibt mir dabei letztendlich meine Befriedigung. Oder anders ausgedrückt: Wenn man es geschafft hat, zehn Kilometer am Stück zu joggen – wer hat dann nicht die fünfzehn Kilometer zum Ziel? Auch wenn der Körper nach Pause schreit und man sich des nachfolgenden Muskelkaters bewusst ist.
Die Welt des BDSM ist facettenreich und zeigt sich in unterschiedlichen Variationen. Ein Workshop für Einsteiger gibt einen ersten Einblick, und in nachfolgenden Kursen kann man den individuellen Neigungen entsprechend sein Wissen vertiefen. Dies gilt übrigens für meinen Herrn und mich gleichermaßen – ist dies doch ein Spiel, welches zwei Akteure benötigt.